früher habe ich nie gefrühstückt. erst mittags kam hunger auf.
früher mußte ich mich morgens zum essen zwingen. oder tat es, wenn ich mal vernünftig sein wollte.

aber jetzt ist nicht mehr früher.

seit ich schwanger bin, sterbe ich geradezu, wenn kein frühstück in sicht ist. ich sterbe tausend tode. minütlich. ich|wir brauche|n futter. sofort nach dem aufstehen.

und jetzt? jetzt darf ich nicht. darf nichts essen. muß nüchtern für den wehencocktail sein.
warum habe ich den erst auf neun uhr gelegt? bin ich verrückt?
wo hatte ich nur meinen kopf, als ich den termin mit der hebamme fix gemacht habe?
jenseits. irgendwo jenseits. das stehe ich doch nie und nimmer durch.
und wer weiß, ob ich dann im laufe des vormittags überhaupt etwas essen darf?!

ich fühle mich jetzt schon ganz zittrig und matt.

ich habe abartigen hunger.

ich will ----

--- aber bleibe natürlich hart. knochenhart.

lieber hungern mit option auf eine geburt, als essen und weiter warten müssen.

zwei sind unter der geburt. eine bekommt die wehen eingeleitet.

damit dürften alle räume belegt sein. und das personal gut beschäftigt. obwohl die hebamme am telefon noch sehr gelassen klang...

ich versuche es also später noch mal. wenn das eine oder andere baby vielleicht schon auf der welt ist.
ich habe schließlich zeit. denn der zwerg will ja eh immer noch nicht raus.

Nicht müde werden
Sondern dem Wunder
Leise
Wie einem Vogel
Die Hand hinhalten

Hilde Domin (*1912)

gewöhnt man sich aber auch an das warten, an das bahnhofsgleis stillstand, den ausbleibenden fahrtwind.

vielleicht gewöhnt man sich an die gleichförmigkeit der tage, die sich räkelnde zeit.

dieses still gelegte warten.
dieses laut tickernde warten.
dieses stunden beschauen und tage abreißen.
und nichts geschieht. nichts faßbares geschieht.

schmerzen abends und nachts.
aber nicht die finalen.
tagsüber lähmung und langeweile.

und immer wieder unbehagen. momente wie stecknadeln im fleisch:
werde ich das schaffen?
wie werde ich das schaffen?